Tag 18

Tag 18 des Adventkalenders zeigt uns eine Modellskizze von Piero Maspoli. Zu dieser Skizze ist auch einen Artikel über die geplante Skulptur im Schlierener Zentrum angefügt. Kunst schafft immer Emotionen, gerade das macht sie so spannend.

Container erhitzen die Gemüter

Vier Container im Zentrum von Schlieren haben Emotionen geweckt. Obwohl Kunstwerke dies tun sollen, ist man bei der Stadt über die Intensität der Reaktionen überrascht. Derzeit werden Unterschriften für eine Petition gesammelt.

Dort, wo künftig der neue Stadtplatz und der erweiterte Stadtpark das Schlieremer Zentrum aufwerten sollen, hat Piero Maspoli von der Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer (AZB) seine Skulptur platziert: Vier Container, senkrecht aufgestellt, ragen in den Himmel und verändern jenen Raum, der eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Stadt einnehmen wird.

Das Kunstwerk erhitzt die Gemüter: Verschiedene Stimmen sprechen dem Werk die Kunst ab, sehen es als Steuergeldverschleuderung oder gar als unbewilligtes Bauwerk. Allerdings: «In vielen Gesprächen habe ich auch sehr positive Reaktionen erhalten», sagt Stadtpräsident Peter Voser. «Von der Breite und Tiefe der Reaktionen sind wir aber überrascht.»

Frühere Aktionen hätten wohl Emotionen ausgelöst, aber in dieser Intensität nicht. Voser ist wichtig, dass man diese Skulptur, die auf einen Zeitraum beschränkt ist, als Teil des umfassenden kulturellen Angebots der Stadt Schlieren sieht. «Die Stadt sorgt für eine grosse Vielfalt in verschiedenen Bereichen der Kultur», sagt Voser. Für verschiedene Generationen und Geschmäcker gebe es Angebote.

Auch die Kunst soll ein Teil davon sein – und damit auch die Partnerschaft mit der AZB. Diese Künstler seien in Schlieren tätig. Deshalb sei es wichtig, dass sie sich in Schlieren präsentieren könnten und die Bevölkerung die Möglichkeit erhielte, ihr Schaffen kennen zu lernen.

Wie die Objekte aussähen, die in Schlieren im Rahmen dieser Zusammenarbeit platziert würden, sei nicht Sache der Stadt: «Wir machen keine Zensur der künstlerischen Freiheit», sagt Voser. «Wir wollen den Künstlern mit Ortsbezug eine Plattform bieten.» Der Stadtrat sei sich der emotionalen Wirkung der Kunst durchaus bewusst.

Bei «Skulptur in Schlieren» gehe es aber auch nicht darum, marktorientierte Kunst zu präsentieren, die alle anspreche. Manuel Peer, Abteilungsleiter Bau und Planung, sagt, dass die Skulptur viele Menschen dazu gebracht habe, über die Stadt nachzudenken – und stellt dabei eine umgekehrte Wahrnehmung fest. «Die Bevölkerung von Schlieren bewertet die Stadt besser als jene, die sie von aussen sehen – hier scheint es umgekehrt zu sein.»

Von aussen habe er für diese Skulptur im Speziellen und über das kulturelle Engagement der Stadt im Allgemeinen viel Positives gehört. Ein Vorwurf, der geäussert wurde, war, dass für das Kunstwerk keine Baubewilligung eingefordert wurde. Grundsätzlich, sagt Peer, sei eine Skulptur nicht bewilligungspflichtig. Allerdings sei es bei dieser Dimension ein Zweifelsfall, weshalb man das Baugesuch nächstens nachreichen werde.

Für Heinz Niederer von der AZB müsse Kunst «sichtbar machen und bewirken». Und diese Skulptur habe bewirkt, dass man über diesen Platz, der sich bald verändern werde, spreche. «Wir bewirken etwas in der Stadt», sagt dazu Jürg Altherr, ebenfalls von der AZB.

«Wir schaffen ein Bewusstsein für den Raum.» Es würden Orte in der Stadt wahrgenommen, die man vorher nicht beachtet habe. Sie würden also nicht nur Almosen beziehen. «Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist ein präzises Spiel von Geben und Nehmen», sagt Altherr.

Voser bestätigt dies: «Es ist eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der AZB.» Es sei gut, dass ein Kunstwerk Diskussionen auslöse, sagt Niederer. Deshalb organisiere man am 4. Juli einen Anlass – nicht nur für Freunde des Kunstwerks, sondern auch für Kritiker. Zu diesen zählt sich auch SVP-Gemeinderat Pierre Dalcher. Er gehört zu jenen, die Unterschriften für eine Petition sammeln.

Bewirken wolle man, dass keine derartigen Kunstwerke mehr aufgestellt werden. Es kämen laufend Unterschriftenbögen zurück, sagt Dalcher. (mz/dvk/wst)

22.5.08 szonline.ch
Schlieren

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