Kapitel 5: Bernhard Seidel


Der Bogen meiner Kunstformate lässt sich bereits weit spannen: von “Künstler für das Konrad Lorenz Volksbegehren”, im März 1985, wo ich im Wiener Metropol drei Lieder und eine AV-Schau (analog, mit Kodak.Carousel.Projektoren) präsentiert habe, bis nun in den Juni 2020 zu meiner Ausstellung “UmweltTraum und Wirklichkeit” in der Produzenten Galerie in 1010 Wien. Es ist eine Schau, die unter dem Motto “Die Kunst, echte Ökologie ins Spiel zu bringen” Anleihen bei meinem Buch mit diesem Untertitel nimmt. Aber jetzt hören wir nun das Lied zur Ausstellung “UmweltTraum und Wirklichkeit”, aufgenommen in Persenbeug, am 24. 4. 2020, um 23.25 Uhr; in einem Take (git., harp., voc. Bernhard Seidel); Aussteuerung und Metrik von Valentin Olle!

Als Künstler*in befinden und äußern wir uns auf einem Haupt-Nebenschauplatz des Bildungsbürgertums. Zumindest außerhalb von Krisenzeiten … werden wir dort offenbar auch geduldet, und bisweilen sogar gefördert, obwohl von unserer abgesteckten Spielwiese auch harsche Kritik kommen könnte. Genau das wäre ein essentielles Wesen von Kunst, es sich nämlich immer wieder zur Aufgabe zu machen, einer pluralistischen Gesellschaft kritisch jedoch positiv zuzuarbeiten. Was passiert allerdings, wenn Kunst zu den konstruiert kreativen Gedächtniswerken auch objektivierte Befunde der Wissenschaft einzuflechten vermag? Eine solche Kunst-Philosophie verlässt dann womöglich den Boden des erlaubten Biederen und avanciert sich selbst in Richtung des Haupt-Schauplatzes. Dort entsteht der Skandal nicht durch obszöne oder tabubrechende Performation, sondern durch die hervorbrechenden Fakten, welche meist früher durch elitäre Kreise bei Seite geschoben wurden.

Wie verfährt man denn aber mit jener Kunst, wenn solche Erkenntnisse verarbeitet wurden, die den wirtschaftlichen Sollwerten, den Vorgaben der politischen Macht oder dem gesellschaftlichen Zeitgeist widersprechen und verdrängte oder unangenehme Szenarien künstlerisch wieder ins kollektive Gewissen gehoben werden?

Im Juni 2013 schrieb die APA: „Experte sieht Sediment-Ablagerungen als Mitverursacher des Jahrhundert-Hochwassers.“ Und APA im Untertitel: „Ökologe sieht unnatürliche Feinsediment-Ablagerungen in den Überflutungsgebieten für die Hochwasserkatastrophe mitverantwortlich. Er schlägt Lösungen zur wirtschaftlichen Nutzung dieser Sedimente vor.“

Dieser damalige Experte war Bernhard Seidel, der bereits 1985 bei „Künstler für das Konrad Lorenz Volksbegehren“ vehement aufgetreten ist, der im Auftrag der Obersten Wasserrechtsbehörde 2002 ein negatives Gutachten zum Donaustau in Wien erstellt hat und der nun mit innovativen Methoden und Techniken genau aus diesen ignorierten Massen-Materialien Werke geschaffen hat, die in einer Ausstellung im Juni 2020 in der Wiener Produzenten Galerie gezeigt werden. „UmweltTraum und Wirklichkeit“ soll wachrütteln, was unsere Zukunft in den Händen von abhängigen Expert*innen betrifft. Die Bilder sind unverrückbare Monumente zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen und zu einem aktuellen Buch, das 2019 im Verlag der Bibliothek der Provinz erschienen ist.

Die Antwort auf die oben gestellten Fragen steht aus!

Seidel, B. (1999): Waterwave producing behavior in male Bombina v. variegata (Anura: Bombinatoridae): spatial dominance in an explosively breeding species. – Journal of Herpetology (USA). 33(3): 457-462.
Seidel, B., M. Yamashita, I.-H. Choi, & J. Dittami (2001):  Water wave communication in the genus Bombina (Amphibia). Advances in Space Res., 28(4) Elsevier Science, London: 589-594. http://dx.doi.org/10.1016/S0273-1177(01)00386-6