Als Künstler*in befinden und äußern wir uns auf einem Haupt-Nebenschauplatz des Bildungsbürgertums. Zumindest außerhalb von Krisenzeiten … werden wir dort offenbar auch geduldet, und bisweilen sogar gefördert, obwohl von unserer abgesteckten Spielwiese auch harsche Kritik kommen könnte. Genau das wäre ein essentielles Wesen von Kunst, es sich nämlich immer wieder zur Aufgabe zu machen, einer pluralistischen Gesellschaft kritisch jedoch positiv zuzuarbeiten. Was passiert allerdings, wenn Kunst zu den konstruiert kreativen Gedächtniswerken auch objektivierte Befunde der Wissenschaft einzuflechten vermag? Eine solche Kunst-Philosophie verlässt dann womöglich den Boden des erlaubten Biederen und avanciert sich selbst in Richtung des Haupt-Schauplatzes. Dort entsteht der Skandal nicht durch obszöne oder tabubrechende Performation, sondern durch die hervorbrechenden Fakten, welche meist früher durch elitäre Kreise bei Seite geschoben wurden.
Wie verfährt man denn aber mit jener Kunst, wenn solche Erkenntnisse verarbeitet wurden, die den wirtschaftlichen Sollwerten, den Vorgaben der politischen Macht oder dem gesellschaftlichen Zeitgeist widersprechen und verdrängte oder unangenehme Szenarien künstlerisch wieder ins kollektive Gewissen gehoben werden?
Im Juni 2013 schrieb die APA: „Experte sieht Sediment-Ablagerungen als Mitverursacher des Jahrhundert-Hochwassers.“ Und APA im Untertitel: „Ökologe sieht unnatürliche Feinsediment-Ablagerungen in den Überflutungsgebieten für die Hochwasserkatastrophe mitverantwortlich. Er schlägt Lösungen zur wirtschaftlichen Nutzung dieser Sedimente vor.“
Dieser damalige Experte war Bernhard Seidel, der bereits 1985 bei „Künstler für das Konrad Lorenz Volksbegehren“ vehement aufgetreten ist, der im Auftrag der Obersten Wasserrechtsbehörde 2002 ein negatives Gutachten zum Donaustau in Wien erstellt hat und der nun mit innovativen Methoden und Techniken genau aus diesen ignorierten Massen-Materialien Werke geschaffen hat, die in einer Ausstellung im Juni 2020 in der Wiener Produzenten Galerie gezeigt werden. „UmweltTraum und Wirklichkeit“ soll wachrütteln, was unsere Zukunft in den Händen von abhängigen Expert*innen betrifft. Die Bilder sind unverrückbare Monumente zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen und zu einem aktuellen Buch, das 2019 im Verlag der Bibliothek der Provinz erschienen ist.
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